Rettet rassistische Begriffe! Die Mission des Peter Hahne

Der Verlag Bastei-Lübbe hat kürlich ein Buch von BamS-Kolumnist Peter Hahne veröffentlicht. Im Buchtitel verwendet Hahne die rassistische Fremdbezeichnung für Sinti und Roma zur Bezeichnung einer Speise. Nicht nur das: Diese Bezeichnung zu „retten“ fordert Hahne im Titel. Mit Ausrufezeichen. Im Untertitel „Empörung gegen den täglichen Schwachsinn. Werte, die wichtig sind“ wird der Vorgeschmack auf die Richtung der Lektüre verfeinert.

Vielleicht verspricht sich der Verlag Bastei-Lübbe (der u.a. für auflagenstarke Groschenromane in der Nachkriegszeit bekannt ist) mit Blick auf andere aktuelle deutsche rassistische Bestseller eine große Leser_innenschaft dank eines derartigen Titels. Aufmerksamkeitsgenerierung durch Provokation mittels rassistischer Sprache? Deutschland. Immernoch.

Im Nachschlagewerk über rassistische Sprache schreibt Isidora Randjelovic über den betreffenden, von Hahne verwendeten Begriff (TW: Begriff wird zitiert):

„Eine begriffsgeschichtliche Aufladung des Terminus ›Zigeuner_in‹, die mit dem Rückgriff auf tradierte Stereotype und rassistische Images einhergeht sowie diskriminierende Bedeutungsinhalte gleichermaßen reproduziert wie verfestigt, ist auch im deutschsprachigen Raum zu konstatieren. Da es sich hierbei um Konstruktionen handelt, die vornehmlich dominanten mehrheitsgesellschaftlichen Strukturen entspringen, spiegeln diese einen in der Mainstream-Gesellschaft verankerten herrschenden Konsens wider und verweisen auf zahlreiche, an den entsprechenden Herstellungsprozessen dauerhaft beteiligte Subjekte: Chronist_innen/ Historiker_innen, Verantwortliche diverser Ordnungsapparate, die in engem Austausch mit Sozial- und Naturwissenschaftler_innen standen, Repräsentant_innen der Literatur- und Musikindustrie sowie der Medien. Die mehrheitsgesellschaftlich sanktionierte, noch immer nahezu ungebrochene Ausformung des ›Zigeuner‹-Begriffes ist außerdem darauf zurückzuführen, dass Roma und Sinti bislang der Zugang zu wissensarchivierenden Strukturen fehlte bzw. verweigert wurde.“¹

Die Verwendung rassistischer Sprache ist verletzend und bildet den Kitt für rassistische Dominanzverhältnisse. Der weiße Deutsche Peter Hahne ist so frei und fordert auf dem Titel seines neuen Buches auf, einen Teil dieses rassistischen Werkzeugs zu retten. Der Verlag Bastei-Lübbe hat ihn bei dieser Mission bereits wesentlich weiter gebracht.

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¹ Randjelovic, Isidora: ›Zigeuner_in‹, in: Susan Arndt & Nadja Ofuatey-Alazard (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht, Münster, 2011, S.671-677. (Inhalt und Vorwort)

„ein Handwerksmeister, eine Migrantin und eine Unternehmerin“

Am Dienstag (17.6.2014) lud Thomas de Mazière ins Innenministerium zum Gespräch einige Gäste ein, die stellvertretend für den im deutschen Vergleich geburtenstarken Jahrgang 1964 stehen sollten. Dieses symbolische Treffen war der Berliner Zeitung gestern (18.6.2014) einen dreispaltigen Kurzbericht unten auf der Titelseite wert.

Aber nicht die Frage nach der Titelseitenrelevanz eines solchen Aktes von Symbolpolitik, sondern etwas anderes im Text selbst stieß mir unangenehm auf: Nämlich der Versuch, die Unterschiedlichkeit der eingeladenen Menschen zu betonen. So heißt es in dem Text der Berliner Zeitung:

„Der CDU-Politiker hatte etwa ein Dutzend Vertreter des Jahrgangs 1964 in sein Haus gebeten […]. Eine Bundespolizistin war darunter, ein Handwerksmeister, eine Migrantin und eine Unternehmerin.“¹


Fotografierte Titelseite der Berliner Zeitung vom 18.06.2014


Diese Aufzählung gibt Auskunft über eine herrschende Praxis ungleicher Identitätszuschreibung: Während drei der im Text genannten Gäste über ihre Berufe klassifiziert werden (Polizei, Handwerk, Unternehmen) wird eine Person über ein „Migrantin“-Sein definiert. Vom BMI kommt dieses Label nicht, auf der offiziellen Liste des Ministeriums mit den 11 geladenen Gästen ist nirgends von einer Migrantin die Rede, sondern nur von unterschiedlichen Berufen. Dennoch scheint es dem Autor des Zeitungstextes ein Anliegen zu sein, eine der geladenen Personen als „Migrantin“ zu labeln.

Die bewusste (wenn auch sicherlich nicht böse gemeinte) Bezeichnung eines der Gäste als „Migrantin“ gegenüber drei anderen Einordnungen nach Berufen zeigt die Besonderheit, die Abweichung, die mit diesem Begriff transportiert wird: Als sei das Label „Migrantin“ ein Unterscheidungsmerkmal per se, das sich von den Berufsbezeichnungen Bundespolizistin, Unternehmerin oder Handwerker abgrenzen lässt. Selbst wenn die im Zeitungstext aufgezählte Person also auch eine Bundespolizsitin, eine Unternehmerin oder eine Handwerkerin wäre, wird sie dennoch als „Migrantin“ erwähnt, und nicht mit ihrer Berufsbezeichnung.

Genau so funktioniert dieser Begriff. In einem Nachschlagewerk zu Rassismus in der deutschen Sprache heißt es zu „Migrant_in“:

„Als Fremdbezeichnung von außen, etwa durch Mitbürger_innen ohne Migrationshintergrund […] dient der Begriff ›Migrant_in‹, analog zu ›Gastarbeiter‹_in oder ›Mitbürger_in mit Migrationshintergrund‹ […] der Stigmatisierung und dem Verweis auf einen Platz außerhalb der Dominanzgesellschaft.
[…]
Rassifizierende Markierungen als ›anders‹ und ›fremd‹ sollen mit der Vokabel ›Migrant_in‹, die vorgibt, objektiv oder zumindest neutral und damit belastbar zu sein, in eine legitime Form der Klassifizierung überführt werden. Deswegen gilt sie […] logischerweise auch für PoC, die in Deutschland geboren sind. Und zwar zeitlos.“²

Die Aufzählung in dem Zeitungstext, in der allein einer von vier Personen statt eines Berufs das Label „Migrantin“ zugeordnet wird, veranschaulicht die in der Definition genannte Ausschlussfunktion des Begriffs. Der Zuschreibung als „Migrantin“ wird eine größere Bedeutung beigemessen, als ihrer beruflichen Identität. Eine Differenzierung nach sozialen/beruflichen Kategorien bleibt allein den nicht als „Migrant_in“ gelesenen (weißen, nicht rassifizierten) Menschen vorbehalten, der/dem „Migrant_in“ hingegen verwehrt.

Im vorgestellten Beispiel erfolgt die Ausschlusshandlung durch die Anwendung des Begriffs „Migrant_in“ als Fremdbezeichnung auf der Titelseite der Berliner Zeitung. Das ist ganz sicher kein Einzelfall. Auf eine Sensibilisierung für rassistischen Sprachgebrauch im deutschen Journalismus weist dieses Beispiel nicht hin.

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¹ Decker, Markus: „Die 64er“, in: Berliner Zeitung vom 18.06.2014, Titelseite.
² Sow, Noah: Migrant, in: Susan Arndt & Nadja Ofuatey-Alazard (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht, Münster, 2011, S.444. (Inhalt und Vorwort)

Vier Regeln zum korrekten deutschen Umgang mit Rassismus

Den öffentlich-rechtlichen Aufruf zum Blackfacing in der Wetten Dass …? Sendung letzten Sonntag beantwortet die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland mit einem Offenen Brief an Markus Lanz und das ZDF. Der Verein zeigt sich in dem Brief schockiert von dieser rassistischen Praxis im deutschen Fernsehen.

Dieses Verhalten verstößt gegen einige Gepflogenheiten. Viel zu schnell wird hier wieder die Rassismus-Keule geschwungen! Wenn Sie auch von den ganzen Rassismus-Vorwürfen genervt sind, halten Sie sich einfach an diese vier Regeln zum korrekten deutschen Umgang mit Rassismus:

1) Deutschland als Ausnahme verstehen! Handlungen, die außerhalb Deutschlands eindeutig als rassistisch erkannt werden (z.B. Blackface), sind in Deutschland nicht ZWANGSLÄUFIG Rassismus. Das ist einfach so, denn hier ist Deutschland. Von Rassismus betroffene Menschen brauchen dazu nicht gehört werden, weil ihre Meinung als Betroffene von Rassismus stark emotionalisiert ist. Und Menschen, die sich mit Rassismus beruflich/fachlich/wissenschaftlich beschäftigen, brauchen nicht gehört werden, weil sie elitär sind und keine Ahnung vom wahren Leben haben. In Deutschland entscheidet die Mehrheit darüber, was Rassismus ist!

2) Das Wort Rassismus vermeiden! Falls es in der postnationalsozialistischen Gesellschaft doch mal zu Vorfällen kommen SOLLTE, die ganz entfernt an Rassismus erinnern, dann bietet das Land der zusammengesetzten Substantive prima Ausweich-Termini wie z.B. „Fremden-Hass“, „Ausländer_innen-Feindlichkeit“ oder „Überfremdungs-Angst“. Das praktische an diesen Worten ist: sie lenken die Aufmerksamkeit auf die vermeintlich „Fremden/Ausländer_innen“ und festigen damit die Differenzierung und den Ausschluss derer, die von Rassismus betroffen sind — und lenken so prima vom eigentlichen Problem Rassismus ab.

3) Journalistische Vorbehalte zur Deutungshoheit von Rassismus bewahren! Menschen, die von Rassismus betroffen sind oder sich fachlich damit auskennen (oder sogar beides) halten sich blöderweise oft nicht an Regel 1 und 2. Wichtig, insbesondere im objektiven journalistischen Umgang mit solchen ewig-Moralisierenden ist nun Ruhe zu bewahren und sich nicht von der Rassismus-Keule beeindrucken zu lassen: Auf KEINEN Fall den Begriff Rassismus übernehmen, sondern von Rassismus-Vorwürfen sprechen! Sie sind in der Position objektiver Berichterstattung und müssen irgendwann, wenn Sie mal Zeit haben, erstmal ganz gründlich prüfen, ob diese Rassismus-Vorwürfe überhaupt zutreffen. Geben Sie auf keinen Fall die Deutungsmacht darüber, was Rassismus ist, an diejenigen ab, die davon betroffen sind oder sich damit fachlich auskennen (siehe Regel 1). Im Zweifel fragen sie einfach eine weiße deutsche Person, am besten ein politisches Urgestein, ob die Rassismus-Vorwürfe tatsächlich haltbar sind. Von Rassismus betroffene Menschen können Sie ja in einer Doku über die NS-Zeit oder zum Tod von Nelson Mandela zu Wort kommen lassen, aber ja wohl nicht zu zeitgenössischem Rassismus in Deutschland.

4) Rassismus-Vorwürfe kontern! Es besteht die leider immer wahrscheinlicher werdende Gefahr, einmal selbst von Rassismus-Vorwürfen betroffen zu sein. Der schlimmste Fall ist wohl, als weißer Mensch von einer nicht-weißen Person auf eine rassistische Handlung aufmerksam gemacht zu werden. Das kann wirklich ganz schön verletzend sein. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Reaktion, auf jeden Fall lassen Sie sich NICHT auf Erklärungen ein, warum eine Ihrer Handlungen als rassistisch empfunden wird. Rassismus-Vorwürfe sind in Deutschland ein No Go und Sie haben es nicht nötig, die erfolgreiche deutsche Aufarbeitungspolitik und den Umgang der deutschen Gesellschaft mit Rassismus zu hinterfragen, indem Sie selbstkritisch Ihre Handlungen auf rassistische Spuren untersuchen! Darum: Werfen Sie zum Beispiel Ihrem Gegenüber einfach ebenfalls Rassismus vor. Soll sie_er mal sehen, wie sich das anfühlt! Oder verweisen Sie auf ihren „bunten“ oder „Multikulti“-Freundeskreis oder ihre Nachbarschaft, ihre Toleranz oder ihren letzten Urlaubsort, irgendwas. Ansonsten sagen Sie einfach, dass es nicht so gemeint war. Das KANN nicht ignoriert werden, denn NUR wenn Sie es so meinen, dann kann etwas Rassismus sein.

Wenn Sie diese Regeln beachten, kann Deutschland als einziger Kolonialmacht-Nachfolgestaat mit nationalsozialistischer Entgleisung ein mehrheitlich von weißen Menschen bewohntes Land bleiben, in dem Rassismus soooo dolle jetzt erstmal nicht anzutreffen ist. (Also abgesehen natürlich von ein paar mordenden Jugendlichen. Mit denen haben Sie aber nichts zu tun, denn DIE sind ja wirklich rassistisch. Sagen die ja selbst.) Viel Glück!

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Weiterlesen zum konkreten Vorfall im ZDF:

  • Alis Afrika-Blog: Aber IHR macht Jim Knopf zum Opfer!
  • les flaneurs: Wetten, dass… Blackfacing rassistisch ist?
  • Edition Assemblage: ISD ist Schockiert über die Saalwette der Wettendass-Sendung in Augsburg
  • … und als Einstieg zum Thema Rassismus in Deutschland:

  • Blackface in Germany — Eine kurze Geschichte der Ignoranz oder der Anfang von Bühnenwatch
  • der braune mob e.V.: Informationen für Presse und Öffentlichkeit / FAQ zu Rassismus
  • Noah Sow: Deutschland Schwarz Weiss
  • Arndt/Ofuatey-Alazard (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht
  • Nduka-Agwu/Hornscheidt (Hg.): Rassismus auf gut Deutsch [amazon-Link]
  • Sensibilisierung für Rassismus im Supermarkt: EDEWA zeigt Ausstellung im Rathaus Schöneberg

    Am letzten Samstag (7.12.2013) eröffnete im „Goldenen Saal“ des Rathauses Schöneberg die Wanderausstellung der EDEWA – Einkaufsgenossenschaft antirassistischen Widerstandes. Gezeigt werden dort noch bis kommenden Samstag Kunstwerke, Texte und Bilder, die sich kritisch mit (kolonial-)rassistischen Kontinuitäten in der Namensgebung und dem Design von in Deutschland erhältlichen Alltagsprodukten auseinandersetzen (s. auch: Warum wollen Sie uns essen?).

    sauce

    Unter den Exponaten befindet sich neben dem oben dargestellten Vorschlag zur rassismusfreien Bezeichnung von Saucen auch eine Schachtel Zigaretten der Sorte „Critical Postcolonial Spirit“. Design und Name sind an einer ähnlich aussehenden und klingenden Marke orientiert, die für den Verkauf von Zigaretten auf kolonialrassistische Bildsprache zurückgreift.

    schachtel

    Jedem der Exponate liegt ein Text bei, in dem die_der Künstler_in die eigene Intention und/oder den Kontext der Arbeit im Zusammenhang mit realen Produkten näher beschreibt. Das heißt, als Besuchende_r ist mensch nicht allein gelassen mit den ausgestellten Werken, sondern erhält textuelle Begleitung beim Erschließen der rassistischen Zusammenhänge, die mit dem jeweiligen Kunstwerk kritisch thematisiert werden.

    Mit den kreativen Produktremixes bietet die Ausstellung eine Gelegenheit zur Reflexion von und Auseinandersetzung mit rassistischer (Bild-)Sprache im Konsumalltag. Zusätzlich informieren die beigelegten Texte über die tradierten Bilder und Worte, die ja nicht kontextfrei erfunden wurden, sondern klare Linien zu jenen (kolonial-)rassistischen Herrschaftsverhältnissen aufweisen, in denen die realen Produkte entstanden und immernoch entstehen.

    Die Ausstellung ermöglicht die selbstkritische Auseinandersetzung mit der eigenen Position innerhalb dieser Verhältnisse. Durch Humor mit einem bitteren Beigeschmack rücken historische Zusammenhänge in den Fokus, die beim alltäglichen Konsum im Supermarkt keine Rolle spielen (mögen): Über Jahrhunderte tradierte rassistische Unterdrückung, Ausbeutung und Ermordung von Menschen zur Sicherung und Erweiterung von Konsumgewohnheiten in weißdominierten Gesellschaften.

    tee

    Nicht nur Lebensmittel, auch Musik als Produkt sowie Kleidung und andere Bereiche der Konsumwelt werden thematisiert. Über die zentralen Exponate hinaus wird die Ausstellung von Informationen über rassistische Spuren in der deutschen Sprache sowie Hintergründe zu rassismuskritischen/kontrarassistischen Bewegungen in Deutschland und den USA begleitet.
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    EDEWA-Ausstellung: zu sehen noch bis 14.12.2013 im Rathaus Schöneberg, John-F.-Kennedy-Platz in Berlin (Ort bei Openstreetmap), Kontakt und weitere Infos zum Rahmenprogramm hier.

    Von wegen Selbstkritik: UNO-Menschenrechtsrat stellt Fragen an Deutschland

    Deutschland muss sich von anderen UNO-Mitgliedsstaaten am heutigen Donnerstag im Menschenrechtsrat kritische Fragen stellen lassen. Alle UNO-Mitgliedsstaaten werden wohl regelmäßig auf diese Weise befragt, um gravierende Menschenrechtsverstöße aufzudecken und Empfehlungen für deren Beseitigung zu geben. Neben Übergriffen durch die Polizei und die Situation der Frauen in Deutschland sind Rassismus und die terroristischen Morde des NSU Themen der Fragen. Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP) sagte laut taz zu den bevorstehenden Fragen:

    „Wir stellen uns diesem Verfahren mit großer Ernsthaftigkeit, damit es auch andere Regierungen tun, und stellen damit unsere Fähigkeit zur Selbstkritik unter Beweis“ (taz.de: Bundesregierung im Kreuzverhör)

    Diese Ansage vom deutschen Menschenrechtsbeauftragten ist ziemlich überheblich. Was hat Deutschlands Selbstbild als Musterschüler mit der Befragung durch das UN-Gremium zu tun? Es gibt mit den oben genannten Themen ja offenbar ausreichend Stoff für eine Befragung. Im besten Fall können deutsche Behörden durch die Befragung etwas über die Menschenrechtssituation in Deutschland lernen. Stattdessen wird schon im Vorfeld auf „andere Regierungen“ verwiesen.

    Außerdem ist der Begriff Selbstkritik, wenn er auch ins Selbstbild passt, logisch falsch. Es kann berechtigte Kritik von anderen UNO-Mitgliedsstaaten erwartet werden, aber das hat nichts mit Selbstkritik zu tun. Schon gar nicht angesichts einer solchen regelmäßig stattfindenden Befragung aller UNO-Mitgliedsstaaten. Die Themen der Befragung — sowie die Rüge der Antirassismuskommission der UNO vor ein paar Tagen (CERD-report, english, pdf) — sind eher ein Hinweis darauf, dass der angebrachte Zeitpunkt für Selbstkritik von deutschen Behörden längst überschritten wurde.