Presserat rät rätselhaft

Die institutionalisierte Hüterin der Presse-Moral trifft hier und da seltsame Entscheidungen



Wenn Uwe Klußmann bei Spiegel Online (und zwar im Ressort Politik) den „Z***baron“ aus der Klischee-Kiste holt, um einen ausländischen Politiker moralisch abzuwerten, so hält das der Deutsche Presserat für einen legitimen „musikhistorisch-literarischen“ Vergleich und nicht für Rassismus. Wenn dann das Satiremagazin Titanic seinen Job macht und den Presserummel um Robert Enkes Suizid treffend karrikiert, dann sei das ein Verstoß gegen die Menschenwürde.

Diese Entscheidungen des Presserats sind die eigentliche Satire. Aber sicher unbeabsichtigte.

Slowakei: Zwangserziehung

Heute schon eine gute Idee gehabt?


Geht es nach dem slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico, dann wird sich die Situation der slowakischen Roma demnächst verbessern. Per verordnetem Internat soll den Kindern von Roma der Weg in die slowakische Gesellschaft endlich eröffnet werden.



Herr Fico und die Blaskapelle, die hier (wahrscheinlich anlässlich einer guten Idee von Herrn Fico) kräftig am Musizieren ist. Quelle: sk.wikipedia.org


Ob das mit den Eltern der Kinder abgesprochen ist, dazu hat Herr Fico sich noch nicht geäußert, aber man geht davon aus, dass die Eltern dem Internatsaufenthalt ihrer Kinder nicht unbedingt zustimmen müssen. An der genauen Umsetzung muss natürlich noch gefeilt werden. Unklar ist bisher, ob die Polizei oder die Armee die Kinder aus den Müllsiedlungen abholt rettet. Herr Fico will den Roma auch weiterhin die Option lassen, der slowakischen Mehrheitsbevölkerung den Gefallen zu tun, das freiwillige Leben im Müll ganz von allein aufzugeben. Hierfür werden momentan spezielle Mediatoren ausgebildet, die dann zwischen den normalen Slowaken und den Roma kommunizieren sollen. Herr Fico kommuniziert erstmal nur mit der Presse, nicht mit Roma.

Eine andere Frage ist, ob die Eltern ihre Kinder nach einem Internatsbesuch noch wiedererkennen und sie als echte Roma annehmen. Als gebildete Menschen wären die Kinder ja dann keine Roma im eigentlichen Sinne mehr, sondern Slowaken.

Es ist sicherlich im Sinne von Herrn Fico, wenn darauf hingewiesen wird, dass seine Idee unter anderem auf Maria Theresia zurückgeht, die ihrerzeit die habsburger Roma erfolgreich mit der zivilisierten Lebensweise vertraut machte. In diesem Sinne bleibt mir nur, Herrn Fico alles erdenklich Gute zu wünschen, wenn er an die lange Tradition europäischer Roma-Assimilationspolitik anknüpft.

update: (9.3.2010, 16:25)
Amnesty International findet die Idee von Roebrt Fico gar nicht gut.

Schmutzige Füße

Deutsches Sanitärwesen in Gefahr


Erregt bei Henryk M. Broder Kopfschütteln: „Fußwaschbecken für Moslems“ – und zwar in den Sanitäreinrichtungen eines deutschen Gerichtsgebäudes. Und das, wo die Kruzifixe zunehmend aus den Gerichtssälen verschwinden und mit Portraitfotos von Horst Köhler ersetzt werden. Stimmt da was nicht in Deutschland?



Quelle: achgut.com


Herr Broder, dass Sie für Ihre Meldung offen neonazistische „Netzseiten“ bei Achgut als Quelle verlinken, spricht für Ihre Freude an tiefgehender Recherche. Aber um den Dampf aus der Nazi-Meldung rauszunehmen, müssen wir die Kirche im Dorf lassen: Die Repräsentationsfunktion eines Gerichtssaals ist von Bedeutung. Kruzifixe aus deutschen Sanitärräumlichkeiten müssen nicht entfernt werden und dürfen neben den Fußwaschbecken hängen bleiben.

update: (5.3.2010, 13:40)
Der Link zum Nazi-Blog „NID INFOBLOG“ wurde aus dem o.g. Artikel entfernt und durch Herrn Broder oder seine Kollegen mit einem Link zur RP-online ersetzt. Aber warum?


Screenshot der Urmeldung mit Anzeige des Link-Ziels


update2: (7.3.2010)
In einer e-Mail bat ich Henryk M. Broder, mir diese zwei Fragen zu beantworten:

“ … warum wurde der Link, also Ihr ursprüngliches Rechercheergebnis, stillschweigend durch einen anderen ersetzt? Daran schließt sich eine weitere Frage an: Kommt es öfter vor, dass Sie auf Internetseiten, die offen antisemitsch, rassistisch, antizionistisch und NPD-nah sind, als Ihre Quellen verweisen? …“

Herr Broder reagierte mit einer Mail, in der er klarmachte, dass er diese Fragen nicht beantworten möchte.