Adolf Hitlers Staatskarosse war ein Mercedes Benz

Gerade macht ein Werbeclip von Filmstudierenden die Runde, in dem ein Mercedes aus der Gegenwart, zurückversetzt ins Braunau am Inn der Vergangenheit, ein Kind namens Adolf gezielt tödlich anfährt. Als Werbespruch erscheint: „Erkennt Gefahren, bevor sie entstehen“. Die Firma des beworbenen Autos, Daimler Benz, distanziert sich von dem Video, das dadurch nicht weniger mediale Aufmerksamkeit erhält.

Ich habe kein Problem mit Humor zum Thema Nationalsozialismus. Allerdings finde ich drei Punkte an dem konkreten Clip problematisch:

  • „Die Gefahr“ wird auf die Person Adolf Hitler reduziert. Hitlers Erfolg aber war u.a. verknüpft mit alltäglichem deutschen Rassismus und 44% der Wähler*innenstimmen für die NSDAP 1933 im Deutschen Reich. Aus deutscher Perspektive ist es also sehr bequem, im Rückblick die vom deutschen Staat getragene und tödlich umgesetzte weiße Überlegenheitsideologie auf die eine Person Hitler zu reduzieren.
  • Mercedes Benz wird in einem tödlichen Konflikt mit Hitler inszeniert, obwohl sich die beiden prima verstanden. Daimler Benz unterstützte das Deutsche Reich unter Adolf Hitler mit dem Bau von Rüstungsgütern, beutete Zwangsarbeiter*innen aus und unterhielt enge Verbindungen zum NS-Staat. Und Adolf Hitler hatte einen Mercedes Benz als Staatskarosse.
  • Die Ermordung eines Kindes durch eine eigenständig entscheidende Maschine wird als positiv dargestellt. Wir Zuschauenden wissen spätestens im Nachhinein, dass es sich bei dem Todesopfer um Adolf Hitler handeln soll — allerdings ist die Logik, einen Menschen zu töten, ohne dass er etwas verbrochen hat, ein Problem. Dennoch ist das automatisierte Töten von Menschen durch Maschinen auf der Grundlage von „Gefahren“ erkennenden Algorithmen ein Geschäftsmodell. Es gibt bereits Kampfroboter, die in der Lage sind, vollautomatisiert zu töten. So ist es sicher kein Zufall, dass eine Fahrerin oder ein Fahrer des Autos in dem Videoclip nicht gezeigt wird.

  • Im Kontext dieser drei Punkte kann ich den Clip nicht mehr witzig finden. Mag jede Person lachen, worüber sie will, aber wenn das Video explizit Mercedes Benz, Adolf Hitler und die Tötung eines Menschen thematisiert und dabei den realen Kontext von Mercedes, Hitler/ NS-Deutschland und maschineller Tötung ausblendet, finde ich das problematisch.