Filmhaft
Ein Fazit fällt nicht schwer, mir gefiel mein erstes goEast sehr gut. Dass ich viele der Veranstaltungen (u.a. die Gesprächsabende mit den Regisseuren) nicht wahrnehmen konnte, spricht für ein breit gefächertes und dicht bepacktes Programm. Der Akzent, so Nadja Rademacher auf ihrer Abschlussrede, lag beim Film, und das war ausgezeichnet so.
Mit Francesca fiel leider ausgerechnet ein Film aus, auf den ich besonders gespannt war. Insgesamt ist das Festival aber mit nur zwei ausgefallenen Filmen durch die Aschewolke-Folgen relativ verschont geblieben.
Die Gewinner sind hier nachlesbar. Die wichtigste resümierende Feststellung ist für mich, dass das Festival wertvoll und notwendig ist. Die Filme bzw. ihre Präsentationen in Wiesbaden sind eine kulturelle Bereicherung, die von Vielen wahrgenommen wurde. Die Kinos waren sogar stellenweise überfüllt, leer blieben sie nie.
Hauptveranstaltungsort: das Wiesbadener Kino Caligari
Filme und ihre Macher in so geballter Ladung aus einem sonst eher vernachlässigten oder vorwiegend negativ wahrgenommenen Raum zu zeigen, das ist die selbst gestellte Aufgabe eines solchen Festivals. Das goEast in Wiesbaden setzte diese Aufgabe organisatorisch sehr gut um.
Zu einigen Filmvorführungen werden jährlich Schulklassen aus Wiesbaden, Frankfurt, Mainz und Umgebung eingeladen, die dann die Filme zu ermäßigten Gruppenpreisen sehen können. GoEast erfüllt also eine Art selbst gestellten eine Art Bildungsauftrag und sieht in Jugendlichen eine Zielgruppe.
Umso wichtiger ist wohl, dass ein solches kulturelles Ereignis nicht vollständig von den staatlichen und städtischen Institutionen aus den Augen verloren wird. Die Präsenz von Sponsoren aus der Privatwirtschaft ist enorm und finanziell sicher erfreulich, dass der Hauptpreisgewinner des goEast 2010 dann aber von einem Autohersteller-Vorstandschef geehrt wurde, zeigte, wie sehr Kultur zu privaten Marketingzwecken benutzt wird. Beim Cottbusser Festival 2009 wurde zum Beispiel vor jedem Wettbewerbsfilm der Werbespot eines Stromversorgers (zusätzlich zum Festivaltrailer) gezeigt, in Wiesbaden war das zum Glück nicht der Fall. Kommunen, Länder und Bund müssen dafür sorgen, dass kulturelle Projekte, wie das goEast Filmfestival in Wiesbaden, nicht völlig von Privatsponsoren abhängig werden.
Mehr Worte sollen nun nur noch über die einzelnen Filme verloren werden. Ein kurzer Beitrag zum Gewinner Quchis Dgeebi (Auf der Straße, Georgien 2010) ist bereits fertig, ebenso zu den Filmen Armin (Bosnien-Herzegowina, Deutschland, Kroatien 2007) und Vasha (Estland, Deutschland, Finnland 2009). Für mindestens folgende Filme werden kurze Beiträge in der nächsten Zeit folgen:
Constantin şi Elena (Constantin und Elena, Rumänien, Spanien 2009),
Herr Zwilling und Frau Zuckermann (Deutschland 1999),
Medalia de onoare (Ehrenmedaille, Rumänien, Deutschland 2009),
Stara škola kapitalizma (Die alte Schule des Kapitalismus Serbien 2009),
Świnki (Ich, Tomek, Polen, Deutschland 2009),
Zkaszka pro Temnotu (Das Märchen der Dunkelheit, Russland 2009).
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Siehe auch:
Fazit zum goEast 2010 bei DRadio Kultur (→mp3/ Audio mit Player intern/ Text)
und weitere Artikel zum Thema Film bei sibiuaner