Publikation „Bedrohlich anders“ als Download

Ab sofort steht meine Arbeit „Bedrohlich anders“ als pdf zum kostenlosen Download bereit:

Bedrohlich anders [pdf, 235 S., 3 MB]

Darin geht es um Darstellungen natio-ethno-kulturell markierter Figuren in einem rumänischen und einem deutschen populären Filmbeispiel (FURIA von R. Muntean, 2002 / KNALLHART von D. Buck, 2006). In einem ausführlichen Vergleich zeige ich Überschneidungen und Unterschiede zwischen den Figurendarstellungen der beiden Filme, und wie die Herstellung von Unterschiedlichkeit durch diese Darstellungen erfolgt (Narrativierung von Differenz). Dabei ist der Zusammenhang zwischen den fiktiven Figuren und der außerfilmischen Wirklichkeit von Bedeutung. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Figurendarstellungen des rumänischen und deutschen Films derselben symbolischen Ordnung folgen, die sich auf die Stereotypie stützt: Sie lassen sich als Bestandteile eines rassistischen Diskurses der Differenz einordnen, und zwar genauer als Inszenierungen von Weißsein.

Für Fragen, Kritik oder andere Rückmeldungen stehe ich sehr gern zur Verfügung (z.B. über die Kommentarspalte oder e-Mail).

Die Arbeit ist weiterhin auch als gebundene Printversion erhältlich: epubli / amazon.

Über 1 Million mehr Kinobesuche in Rumänien

… trotz weniger Kinos


Die staatliche rumänische Filmförderungsanstalt CNC hat ihre Jahresberichte mit interessanten Zahlen für 2010 veröffentlicht. Unverkennbar lässt sich aus diesen lesen: In Rumänien wird mehr ins Kino gegangen. 2010 besuchten 6,5 Mio Rumän_innen die einheimischen Lichtspielhäuser, das sind über eine Million mehr Kinogäste als die 5,3 Mio im Vorjahr 2009 und das bedeutet einen Zuwachs von über 20%. Bei 20 Mio Einwohner_innen ist das vielleicht noch nicht sooo viel. Zum Vergleich: Deutschland mit 80 Mio EW hatte 2010 allein 124 Mio Kinogäste – 2009 aber noch 146, also mit fallendem Trend. (Quelle: FFA-Bericht [pdf])

In Rumänien, wo 2007 noch weniger als 3 Mio Menschen die Kinos besuchten, ist also ein in der Relation starker Aufwärtstrend erkennbar. Warum die Info? Thematisch passt die Meldung ja dazu, dass hierzulande gestern kino.to abgeschaltet wurde, wobei es auch Verhaftungen gab (oben zitierter FFA-Bericht, aus dem Besucher_innenrückgang um 15% und Umsatzeinbußen um 7% für die deutsche Filmwirtschaft erkennbar werden, ist übrigens auch keinen Monat alt). Nein, nicht deswegen finde ich die rumänischen Zahlen interessant, sondern weil internationale Filmkritiken zu rumänischen Filmen fast immer (berechtigt) die rumänische Kinoinfrastruktur negativ erwähnen (z.B. hier, hier oder da). Die neuen Zahlen vom CNC geben da vielleicht einen ganz kleinen Lichtblick.


Cinema Republica, 2009 in Iaşi

Zwar ist die Anzahl der intakten Lichtspielhäuser von 74 (2009) auf 68 (2010) in Rumänien gesunken, aber die Zahl der Kinositze ist im gleichen Jahr um 1000 auf fast 51.000 und die der Leinwände um 12 auf 194 gestiegen. Das liegt definitiv an den neu gebauten Multiplexen, wo einfach in weniger Kinos mehr reinpasst. Beim Thema Multiplex sind wir dann auch bei einem entscheidenden Motiv rumänischer Kinogäste: US-amerikanische Filme. Denn mehr Kinobesuche sind noch kein Indiz dafür, dass die Leute auch die einheimischen, zum großen Teil international ausgezeichneten, Produktionen anschauen.

Das ist ein wesentlicher Punkt, denn rumänische Filme, die im Ausland unheimlich abräumen, sind in Rumänien manchmal kaum bekannt. (Das ist aber kein rumänisches Phänomen: Andreas Dresens Filme z.B. laufen regelmäßig auf internationalen Festivals, während innerhalb Deutschlands US-Blockbuster oder Til Schweiger an der Kinokasse abräumen). In Zahlen drückt sich das krass aus: Nur 2,7% der rumänischen Kinogäste 2010 sahen sich rumänische Produktionen an – dafür 89% US-amerikanische (zum Vergleich: in Deutschland sahen 17% der Besucher_innen inländische Produktionen und 75% US-amerikanische [Quelle pdf s.o.], wobei aber dazugehört, dass Deutschland eine viel produktivere Filmwirtschaft hat).

In Rumänien sprechen die Zahlen insgesamt immerhin für grundsätzlich mehr Kinobesuche mit stetig steigender Tendenz, was ja bei ebenso steigenden Bilet-Preisen und fortschreitender Heimkinematisierung schon mal erwähnenswert ist. So können den Artikeln, die (ja auch berechtigterweise) von desaströser rumänischer Kino-Infrastruktur berichten, jetzt wenigstens Fakten über ein Fünftel mehr Kinobesuche beigepackt werden.


Homepages der beiden nationalen Filmförderungsanstalten, von denen die verlinkten Berichte sind:
Centrul Naţional al Cinematografiei und Filmförderungsanstalt.