Café „St. Oberholz“ wehrt sich gegen „Fraktion Nimm“

Schon praktisch für das Berliner „St. Oberholz“, dass die neuen Regeln des Cafés unmittelbar einen wohlwollenden Artikel des Journalisten Christoph Stollowsky im Tagesspiegel nach sich ziehen. Ich lese Begriffe wie „ausnutzen“, „dreist“, „Stromschnorrer“ oder „Fraktion Nimm“, mit denen Stollowsky die unliebsamen Gäste beschreibt, die das Café bisher als „kostenlosen Arbeitsplatz missbrauchen“. Doch damit sei es jetzt vorbei, lerne ich, denn ab sofort würden Kellnerinnen und Kellner die Gäste „wachsam im Auge behalten“.

Die Gäste, die dazu im Tagesspiegel zitiert werden, finden das toll. Kritische Stimmen fehlen. Dafür wird der Offene Brief erwähnt, in dem Café-Betreiber Ansgar Oberholz ein psychologisches Profil der problematischen Gäste erstellt. Ein mitgebrachter Döner, der im Tagesspiegel als Symbol der Dreistigkeit dient, spielt auch hier eine zentrale Rolle. Er ist Ausgangspunkt mehrerer Absätze, in denen der Café-Betreiber schildert, was er über seine Gäste denkt. Ich zitiere nur einen Satz:

„Die Verhaltensweise der Gäste deutet auf ein vermindertes Schuldempfinden und unterdrückte Schamfähigkeit hin.“

(Für den Kontext: ein Screenshot / Link zum Originaltext)

Vermutlich ist Ansgar Oberholz mit solchen dreisten Deutungen nicht allein. Die Unterstützung eines Tagesspiegel-Journalisten hat er jedenfalls.

Brüderle bei Anne Will: Abwarten statt Kommunismus

… dann wird es ganz bald allen besser gehen


In der letzten Anne Will Sendung hatte ich die Möglichkeit zu sehen, wie ein amtierender Spitzenpolitiker und Minister demaskiert wurde. Dies geschah dank der beiden bestimmenden Figuren in der Runde, Aelrun Goette und Christoph Butterwegge. Die Regisseurin Goette wies auf das Fehlen von Inhalten bei den gegenseitigen Angriffen hin (wörtl. u.a.: „Für mich ist das eine Scheindebatte, man stürzt sich auf das K-Wort und zerfleischt sich gegenseitig.“) und sie vermisse in der aktuellen Diskussion den konstruktiven Bezug zu den Sorgen und Bedürfnissen der Menschen, worauf Rainer Brüderle nicht einen konstruktiven Satz erwidern konnte. Aber insbesondere die vorgetragenen Fakten (Statistik-Tricks bei Arbeitslosenzahlen, steigende Armut uvm.) des Politikwissenschaftlers Butterwegge ließen den Bundeswirtschaftsminister alt aussehen. Der zog sich auf religiös anmutende Wachstumspredigten zurück und hatte der unaufhaltsam anwachsenden Armut verbal nur eine Empfehlung entgegenzusetzen: Abwarten. Es dauere nicht mehr lange, dann geht es allen besser …


Sendung online sehen: Wirtschaftsboom und Jobwunder – wer träumt da noch vom Kommunismus?

Siehe auch:

Der Kommunismus bei „Anne Will“: eine Farce von Katharina Schmitz im Freitag-Blog