Ans Bein geRöhlt

Der Blogger und der etablierte Journalist


Wolfgang Röhl lässt die Sau raus, zieht ordentlich vom Leder, wie er es bei stern.de sicher nicht darf, womit er bei der Achse des Guten aber genau richtig ist. Stefan Niggemeier, von Röhl nur genannt „Nigge“, ist Ziel der Giftschüsse.

Ach gut, man kann die verdienstvolle Arbeit von Bildblog als „Erbsenzählerei“ betiteln – aber diese Zählerei ist sinnvoll, da sonst niemand zählt, wie oft zum Beispiel die dpa Falschmeldungen von Bild zu echten Agenturmeldungen umwandelt. Bildblog kritisiert und enttarnt eben in erster Linie die Erhabenheit des „etablierten Journalismus“ – und Wolfgang Röhl ist ein etablierter Journalist. In dieser Position fühlt sich Wolfgang Röhl offenbar von Stefan Niggemeier derart angegriffen, dass er nicht mal mehr dessen Namen im Fließtext ausschreibt, sondern ihn nur noch „Nigge“ nennt. Das ist natürlich fieser Journalismus. Genau, wie die abfällige Bemerkung im letzten Absatz über „irgendein Studium“, das der neue Bildblog-Chef Lukas Heinser abgeschlossen haben soll. Sind das etwa Vorurteile aus der Stern-Redaktion? Ach nein – Ach gut – Achse des Guten.

Das aller aller lustigste an Röhls bockigem Anti-Bildblog-Artikel ist aber, dass er eine Reaktion auf einen Artikel ist, der gar nicht bei Bildblog erschien, sondern in Stefan Niggemeiers eigenem Blog. Den vergisst Röhl auch zu erwähnen. (Oder ist das fiese Absicht?) Niggemeier hatte in seinem Beitrag gut nachvollziehbar gezeigt, dass Röhls stern-Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen etwas zahnlos war: Die von Röhl (wiederholt) angeprangerten „ständigen Wiederhohlungen“ bei ARD und ZDF stellten sich im Vergleich mit den Privatsendern als relativ unspekakulär heraus. Nur erwähnte Röhl mit keinem Wort, dass seine investigative Weihnachtsfeiertags-Entdeckung ein Problem der gesamten Fernsehlandschaft ist. Röhls Artikel hinterlässt hingegen den Eindruck, das Wiederholungs-Phänomen sei ein typisches öffentlich-rechtliches. Der stern-Autor schmückt seinen Artikel auch mit Sätzen wie „Ja, denkste.“

Bei der Achse des Guten schreibt Röhl ein bisschen seriöser – und bezeichnet die Bildzeitung als „Drecksblatt“.