Rumänische Reaktionen zu Rüttgers

Das rumänische Presse-Echo war zwar relativ verhalten, das heißt aber nicht, dass Rüttgers in Rumänien nicht zur Kenntnis genommen wurde


Rüttgers‘ Rumänen-Schelte (dazu eine Presseschau bei netzeitung.de) wurde in der deutschsprachigen Presse gut dokumentiert. Auch zu den rumänischen Reaktionen sind einige Artikel erschienen. Der in Rumänien geborene und in Deutschland lebende Journalist Vlad Georgescu hat Jürgen Rüttgers jetzt wegen Volksverhetzung angezeigt, wie in der taz nachgelesen werden kann (Anzeige gegen Rüttgers wegen Volksverhetzung).

Die Reaktionen aus Rumänien selbst dokumentierte für die Frankfurter Rundschau vorgestern Norbert Mappes-Niediek (Keine Spur von Faulheit). Focus Online bezog sich gestern auf Agenturmeldungen (Jürgen Rüttgers: Präsident tadelt Rumänen-Schelte) und für die Welt Online schrieb gestern Abend Thomas Roser zu dem Thema, leider ohne Nennung seiner Quellen für den relativ detaillierten Bericht (Rumänen verteidigen sich gegen „Herrn Jürgen“).

Nach Angaben der Klausenburger Ziua de Cluj sagte der rumänische Präsident Traian Băsescu gestern am Rande der Einweihung einer Ford-Fabrik in Craiova:

„Ich weiß, dass in einem westlichen Land, einem neuen Freund, die Politiker mitten im Wahlkampf über die Qualität der rumänischen Arbeiter urteilen. Ich möchte hier, in meiner Rolle als rumänischer Präsident, gern auf diese unkorrekte Kampagne antworten. Wenn sie die rumänischen Arbeiter korrekt einschätzen wollen, sollen sie auf den außergewöhnlichen Erfolg, den ein anderer Automobilhersteller hier in Rumänien hat, schauen. Hier ist die Rede von einer exzellenten Partnerschaft zwischen Managern und Arbeitern.“

Băsescu bleibt also vage und spricht niemanden direkt an.

Was bisher von niemandem angesprochen wurde sind die ganz grundsätzlichen Hintergründe des Problems. Nokia ist wegen rationaler Standortfaktoren nach Rumänien gegangen und hat damit nach den gültigen Spielregeln des Marktes gehandelt. Weil ein CDU-Spitzenmann aber nichts gegen Hungerlöhne und Leiharbeit hat und dementsprechend auch nicht die unmenschlichen Spielregeln des Marktes kritisiert, versucht er eben mit rassistischen Vorurteilen einen ausländerfeindlichen Wahlkampf zu machen.


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